Parkinson: Behandlung und Pflege

Erfahren Sie mehr über die Möglichkeiten  mit dieser Volkskrankheit umzugehen

Was haben der Boxer Muhammad Ali (der sich früher Cassius Clay nannte), der kanadisch-amerikanische Schauspieler Michael J. Fox, das Schwergewicht der deutschen Komödie Markus Maria Profitlich und die deutsche Fernsehlegende Frank Elstner gemeinsam?

Ja, Sie ahnen es möglicher Weise schon: sie hatten bzw. sie haben alle die Parkinson-Krankheit.

Jeder dieser Prominenten ist mit seiner Krankheit unterschiedlich umgegangen. Aber dadurch, dass einige sich dazu in der Öffentlichkeit bekannt haben – wie kürzlich z.B. Frank Elstner - und offen über ihre Symptome und ihren Umgang damit gesprochen haben, haben sie vielen Parkinson-Kranken Mut gemacht.

Die erschütternde Diagnose: Parkinson

Das Parkinsonsyndrom - Morbus Parkinson oder auch Schüttellähmung genannt, ist eine bisher nicht heilbare Volkskrankheit und eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen der Welt. Laut Krankenkassendaten sind in Deutschland aktuell etwa 400.000 Personen an Parkinson erkrankt. Hier wurden allerdings nur diejenigen erfasst, denen schon ihre Krankheit bewusst ist. Viele Parkinson-Erkrankte merken am Anfang ihrer Erkrankung etwas irritiert einige „komische“ Symptome, verbinden sie aber nicht mit einer möglichen Parkinson-Diagnose. 

 Die häufigsten Symptome sind verlangsamte Bewegungen, steife Muskeln und das typische Muskelzittern (Parkinson-Tremor).
Laut der DGKN (Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung) ist Parkinson inzwischen eine Volkskrankheit. 

Verlauf und Stadien der Krankheit Parkinson

Parkinson beginnt schleichend. Die Parkinson-Krankheit bleibt oft über lange Zeit unbemerkt, während im Gehirn immer mehr Zellen abgebaut werden. Wenn das typische Zittern auftritt, ist bereits der größte Teil der entsprechenden Nervenzellen zerstört.
Den motorischen Symptomen gehen aber meist jahrelang unklare Symptome voraus. So leiden spätere Parkinson-Erkrankte etwa doppelt so häufig an Verstopfung und Schlafstörungen wie die Allgemeinbevölkerung. Ein schlechter Geruchssinn Schlaf- und Riechstörungen sowieDepressionen treten ebenfalls häufig bereits im Anfangsstadium auf.

Zur Beschreibung des Krankheitsverlaufs hat sich die Skala nach Hoehn / Yahr (1967) etabliert. Die beiden Wissenschaftler gliederten die Erkrankung in fünf Stadien (Stufen). Ein Stadium dauert meist etwa zwei bis fünf Jahre an.

  •  Parkinson-Stadium 0: Anfangsstadium
    Im Anfangsstadium sind noch keine Anzeichen der Erkrankung erkennbar. Nicht zuletzt deshalb wird Parkinson oft auch erst relativ spät diagnostiziert.
  • Parkinson-Stadium 1: Einsetzen der Symptome
    Es zeigen sich erste Symptome; v. a. der Tremor (das typische Muskelzittern) setzt ein. Eine leichte Veränderung der Mimik und der Körperhaltung wird sichtbar. In der Regel treten die Symptome zunächst nur auf einer Körperseite auf. Die Symptome werden in diesem Stadium als unangenehm, aber nicht als beeinträchtigend empfunden. 
  • Parkinson-Stadium 2: Beidseitige Symptomatik, leichte Gang- und Sprechstörungen
    Die Symptome werden beidseitig sichtbar. Die Körperhaltung und der Gang sind beeinträchtigt, zudem können Antriebslosigkeit und Sprechstörungen auftreten.
    Zur beidseitigen Erkrankung kommen reduzierte automatische Reflexe hinzu, die sich durch einen Ausgleich im sogenannten Zugtest zeigen. 
  • Parkinson-Stadium 3: Verlangsamte Bewegungen
    Die Ausprägung der Symptome nimmt zu; hinzu kommt eine leichte Haltungsinstabilität. Die Körperbewegungen werden sichtbar langsamer. 
  • Parkinson-Stadium 4: Ausgeprägte Symptomatik
    Die Symptomatik ist voll entwickelt. Die Betroffenen können noch gehen und stehen, haben aber bereits eine starke Behinderung. Auch die Muskelsteifheit (Rigor) nimmt in diesem Stadium oft zu. Ab diesem Stadium können Betroffene nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt selbstständig leben. 
  • Parkinson-Stadium 5: Hilfs- und Pflegebedürftigkeit
    Die Betroffenen sind vollständig auf Hilfe bzw. Pflege angewiesen. Fortbewegung ist nur noch mit Gehhilfen oder im Rollstuhl möglich. Pflegebedürftigkeit bis hin zur Bettlägerigkeit ist nicht unüblich.

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Behandlung / Therapie von Parkinson

Je nach Stadium (bzw. Stufe) der Parkinson-Krankheit werden derzeit verschiedene Behandlungen angewendet. 
Wir sprechen hier im Weiteren über Therapien, die entweder die Ursachen (Dopaminmangel) oder die Symptome (Tremor, Bewegungsprobleme u.a ) behandeln.

Die Krankheit Parkinson als solche gilt bis heute noch als nicht heilbar.

Medikamente gegen Dopaminmangel

Zur Behandlung von Parkinson im Frühstadium stehen vor allem drei Medikamentengruppen zur Verfügung:

  • Levodopa (L-Dopa): wird im Gehirn zu Dopamin umgewandelt.
  • Dopaminagonisten: regen Bindungsstellen in den Nervenzellen (Rezeptoren) an, die für die Aufnahme von Dopamin zuständig sind.
  • MAO-B-Hemmer (Monoaminooxidase-B-Hemmer): blockieren den Abbau von Dopamin im Gehirn.

Im Späteren Stadium von Parkinson können Wirkungsfluktuationen unter chronischer L-Dopa-Therapie auftreten, dann wird oft zusätzlich Dopamin COMT Hemmer eingesetzt. Bei sogenannter Wirkungsfluktuation sind die Beschwerden der Patienten durch die Parkinson-Krankheit im Laufe eines Tages mal stärker, mal schwächer, oft im Frühstadium der Krankheit oder durch die aktuelle Dosis der Medikamente verursacht.

Viele Patienten brechen jedoch die Behandlung mit diesen Medikamenten ab, weil ihnen die Nebenwirkungen zu heftig waren. 

Derzeit sind folgende Risiken für Nebenwirkungen der medikamentöser Behandlung bekannt:

  • Dopaminagonisten sind im Allgemeinen schlechter verträglich als Levodopa. Sie führen häufiger zu Nebenwirkungen wie Wassereinlagerungen, Schläfrigkeit, Verstopfung, Schwindel, Trugwahrnehmungen - Halluzinationen und Übelkeit. 
  • Mögliche Nebenwirkungen von Levodopa sind Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schwindel, gesteigerter Antrieb, Depression und Verwirrtheit.
    Bei hohen Dosen können auch Bewegungsstörungen auftreten.
    In niedrigen Dosen wird Levodopa meist gut vertragen.

Mit fortschreitender Erkrankung wird es jedoch schwieriger, die Parkinson-Beschwerden nur mit der Einnahme von Medikamenten zu mindern. Die Wirkung der Medikamente setzt nun zunehmend später ein und hält nicht mehr so lange an: Der optimale Wirkungsbereich, in dem ein Medikament in der gewünschten Konzentration im Körper verfügbar ist und gut wirkt, verkleinert sich. Phasen mit guter Beweglichkeit (ON-Phasen) und mit Unterbeweglichkeit (OFF-Phasen) werden damit immer ausgeprägter. Auch nicht motorische Symptome wie Verhaltensänderungen oder Depressionen können deutlicher werden. Daher empfiehlt es sich, rechtzeitig auch nicht-medikamentöse Behandlungen anzuwenden.

Medikamentenfreie Behandlungen

Gehirnchirurgie - Tiefe Hirnstimulation (THS): 

Wenn die parkinsonbedingten Beschwerden trotz Medikamenten sehr belastend sind, kann eine Tiefe Hirnstimulation durch einen Stimulator (Hirnschrittmacher) erfolgen. Die Hirnelektroden werden in spezialisierten Kliniken operativ eingesetzt (implantiert). Über die Elektroden sendet das Gerät regelmäßig schwache Stromstöße (elektrische Impulse) an ganz bestimmte Zentren im Gehirn – daher der Name „Tiefe Hirnstimulation“. Die Elektroden sind über feine, unter der Haut liegende Kabel mit dem eigentlichen „Schrittmacher“ verbunden. Dieser Schrittmacher wird beispielsweise unter der Haut am Schlüsselbein eingesetzt. Diese Behandlung kann die Beschwerden aber auch nur lindern, die Krankheit aber nicht heilen.

Weniger „brutal“ sind folgende Behandlungsmethoden, die, wenn rechtzeitig eingesetzt, sehr gute Behandlungserfolge erzielen können:

Physiotherapie und Bewegungstherapie: 

Physiotherapie sollte ein wesentlicher Bestandteil der Parkinson-Therapie sein. Sie verbessert Mobilität, Koordination, Bewegungsumfang und Muskeltonus. Die Steigerung der Muskelkraft und die Verbesserung des Gangs und des Gleichgewichts tragen auch dazu bei, Stürze zu verhindern, was dazu führt, dass sich ein Parkinson Erkrankter sicherer und leistungsfähiger fühlt.

Diese Therapie wird von zahlreichen Praxen angeboten und kann verschiedene Schwerpunkte haben:

  • Übungen zur Verbesserung der Koordination 
  • Kraftübungen zur Steigerung der Muskelkraft
  • Gehübungen
  • Laufbandtraining
  • Rhythmische Bewegungsgymnastik
  • Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts
  • Manuelle Therapie der Gelenke
  • Klassische Massagetherapie

Dazu gehören z.B. auch Nordic Walking, Taiji, Qigong, Gymnastik oder Yoga - also alle Sport- und Bewegungsarten, die helfen, für mehr Beweglichkeit zu sorgen, das Gangbild und das Gleichgewichtsgefühl und damit die Stabilität der Patienten zu stärken.

Als bekanntes Beispiel gilt auch BIG - spezifische Bewegungstherapie bei Parkinson, bei der gezielt Bewegungen mit großer Amplitude (Umfang) zur Verbesserung von Geschwindigkeit und Bewegungsausmaß bei Patienten mit parkinsontypischer Verlangsamung und Verkleinerung der Bewegungen (Bradykinese) geübt werden.

Logotherapie gegen undeutliches Sprechen

Meditation gegen Stress

Ernährungsumstellung mit einem ausgewogenen Ernährungsplan mit gesunden Lebensmitteln, ausreichenden Ballaststoffen und viel Flüssigkeit. 

Parkinson Selbsthilfegruppen: Im deutschsprachigen Raum sind zahlreiche Selbsthilfegruppen für Parkinson-Kranken aktiv, die auch von den Krankenkassen anerkannt und finanziell unterstützt werden. Diese Gruppen dienen im Wesentlichen dem Informations- und Erfahrungsaustausch von Betroffenen und Angehörigen, den gemeinsamen Aktivitäten, der praktischen Lebenshilfe, sowie der gegenseitigen emotionalen Unterstützung und Motivation. Selbsthilfegruppen können Trost spenden und neuen Mut machen. Jeder Parkinson-Erkrankte sollte eine dieser Gruppen in seiner Nähe aufsuchen.

Autofahren bei Parkinson

Das Autofahren ist für viele Menschen mit Morbus Parkinson ein wichtiges Stück ihrer Unabhängigkeit. Allerdings führt die Erkrankung zu körperlichen, psychischen und kognitiven Beeinträchtigungen, die das Autofahren gefährlich machen können – für sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer. Vor allem Männer hängen an ihrem Führerschein.

Wer darf also noch fahren, wer nicht mehr?

Erster Ansprechpartner sollte immer der behandelnde Arzt sein. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Neurologie hin. „Über die Fahreignung wird immer im Einzelfall entschieden. Es gibt keine allgemein gültigen Richtlinien“

Die Begutachtungs-Leitlinien zur Kraftfahrereignung der Bundesanstalt für Straßenwesen geben an: Parkinsonpatienten dürfen nur bei erfolgreicher Therapie, oder wenn die Krankheit noch leicht verläuft, selbst ein Auto führen. Alle ein bis vier Jahre muss ein Arzt oder Psychologe beurteilen, ob die Fahreignung bezogen auf die Krankheit noch besteht.

Pflegeplanung bei Parkinson

In einem fortgeschrittenen Stadium von Parkinson, oder wenn nichts mehr nachhaltig hilft, braucht der Parkinson-Patient Unterstützung und Pflege.

Bevor ein Pflegegrad erteilt wird, begutachtet der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) die individuelle Pflegesituation. Dies ist besonders bei Parkinson-Kranken nicht einfach und braucht sorgfältige Vorbereitung.
Die Krankheit tritt vor allem in einem frühen Stadium schubweise auf und der Gesundheitszustand der Pflegebedürftigen Person kann Schwankungen unterliegen. Daher ist es möglich, dass es während des Begutachtungstermins zu Fehleinschätzungen der Pflegestufe kommt. 

Obwohl Parkinson eine aus medizinischer und pflegerischer Sicht anerkannte Erkrankung ist, schämen sich viele Betroffene für ihren Gesundheitszustand und möchten vor Fremden so gesund wie möglich auftreten, was die korrekte Einstufung in einen Pflegegrad/Pflegestufe erschwert. Für die Vorbereitung auf den Termin ist es daher empfehlenswert, ein Pflegetagebuch zu führen. Bei dem Begutachtungstermin sollte auf jeden Fall eine Person anwesend sein, die den Parkinson-Kranken gut kennt und auf alle Aspekte seiner Krankheit aufmerksam machen kann.

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Früherkennung von Parkinson ist wichtig!

Wenn sich bei einer Person einige der oben beschriebenen Symptomen zeigen, sollte ein Arzt konsultiert werden, der eventuell weitere Untersuchungen veranlasst.

Auch wenn Parkinson aktuell noch nicht heilbar ist, setzen sich Wissenschaftler für die Erforschung neuer Therapien ein, die nicht nur Symptome lindern, sondern auch die Krankheit verlangsamen können. Sie entschlüsseln Schritt für Schritt die Ursachen von Morbus Parkinson und suchen auch nach Therapien, die an den Ursachen ansetzen, statt lediglich Symptome zu bekämpfen. 

Also keine Angst! Parkinson ist nicht definitiv tödlich.

Wenn die Erkrankung rechtzeitig erkannt und entsprechend behandelt wird, können Betroffene ein weitgehend normales Leben führen und sind im Hinblick auf ihre Lebenserwartung nicht eingeschränkt.

Das ist eine gute Nachricht – nicht nur für Parkinson-Erkrankte, sondern auch für ihr Umfeld, Familie und Freunde.

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Bilder von Gordon Johnson auf Pixabay